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Aus Kindern werden Artisten

Würzburg. „Manege frei“ hieß es im Oktober für die Schülerinnen und Schüler des Vinzentinums, der Privaten Katholischen Grund- und Mittelschule mit Tagesheim. Sie präsentierten vor Eltern, Großeltern und Freunden einen bunten Reigen an Zirkusnummern, eingebettet in die Geschichte von „Momo“.

Das Stück nach dem Roman von Michael Ende erzählt die Geschichte von den Zeitdieben und dem Kind Momo, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbringen will. Denn Momo hat eine ganz besondere Gabe: Sie ist eine außergewöhnliche Zuhörerin. Ob sie damit auch die bösen grauen Herren besiegen kann?.

Eine ganze Schulwoche lang bestimmte der „Circus Luna“, ein Kinder- und Jugendzirkus aus Langendorf bei Hammelburg, den Stundenplan. Zirkuschef Peter Bethäuser und sein Team verwandelten die Schulturnhalle in ein Zirkuszelt mit Manege und Sitzrängen. Und die Kinder und Jugendlichen? Aus ihnen machten die Trainer in wenigen Tagen Artisten, Akrobaten, Clowns, Fakire und „Zeitdiebe“.

An einem Freitag versammelte Bethäuser erstmals mehr als 150 Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 8 im Zirkusrund und stellte das Projekt vor. Zwei Klassen bildeten eine Gruppe und probten täglich zwei Stunden zusammen. Jede Gruppen arbeitete an drei bis vier verschiedenen Nummern. Deutsch und Englisch, Mathematik und die Sachfächer verschwanden nicht ganz vom Stundenplan, waren aber in der Zirkuswoche Nebensache – ebenso Lehrkräfte und Erzieher.

Alle Schülerinnen und Schüler – kleine und große, bequeme und sportliche, stille und laute, solche mit und solche ohne Handicap – fanden ihren Platz, ihre Aufgabe in der Zirkuswelt. Die Grundschüler waren gleich Feuer und Flamme. Bei den Mittelschülern dauerte es ein wenig. Spätestens bei den Generalproben, als die jungen Zirkuskünstler zum ersten Mal in ihre Kostüme schlüpften, die Verdunkelungen heruntergefahren wurden und Scheinwerfer die Manege in ein buntes Licht tauchten, waren alle bei der Sache.

Zwei Vorstellungen mit unterschiedlichen Akteuren waren angesetzt. An beiden Premierentagen war die Anspannung greifbar. Kinder und Jugendliche – mit oder ohne Kostüm, geschminkt oder ungeschminkt – schoben sich durch die Gänge, probten hier und ratschten dort. Vertreter des Elternbeirates, unterstützt von Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 und 10, bereiteten in der Aula alles für die Vorstellungspausen vor. Die ersten Gäste drängten sich vor dem Eingang. Nach und nach lichtete sich aber das Durcheinander. Irgendwann waren alle Akteure kostümiert und geschminkt, mit den nötigen Requisten ausgestattet und warteten auf ihren Auftritt.

Um Punkt 16:30 Uhr ging – am Donnerstag wie am Freitag vor ausverkauftem Haus – der Vorhang auf. Zirkusdirektor Peter Bethäuser erzählte die Geschichte von Momo und den Zeitdieben. Der mit viel Poesie gespickte Vortrag bildete den Rahmen für die einzelnen Zirkusnummern: das Seilspringen, die Handgeschicklichkeiten, die Fakir-Nummern, die Akrobatik am Trapez, am Luftring, auf der Laufkugel und mit brennenden Fackeln, der Tanz am Drahtseil, das Trampolinspringen und anderes mehr. Für das Publikum ein Wechselbad der Gefühle: Mal schmunzelten sie über die Clowns, dann bewunderten sie die Akrobaten, zitterten mit den Fakiren und ließen sich von den Tänzern verzaubern.

So endete eine wundervolle Zirkuswoche, in der jeder nach seinen Kräften mitmachen durfte. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sahen phänomenale Leistungen, die nicht gleich wieder – der „besseren Vergleichbarkeit wegen“ – mit Noten belegt wurden. Da fiel vielen Schülerinnen und Schülern und mancher Lehrkraft der Übergang in den Schulalltag schwer.

Peter Nossol

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